Teil I – Anreise zur türkischen Grenze mit dem „Bike-im-Bus“
von Köln nach Alexandroupolis – 14.09. bis 22.09.
14.09. von Hoffnungsthal zum Gardasee :
06.30: Start in Hoffnungsthal
14.09., 18.30:
Ankunft auf dem Zeltplatz Le Palme am südlichen Ende des Gardasees, der ersten Zwischenstation auf der Anreise. Die Fahrt über den Fern- und Reschenpass war super gelaufen: knapp 1000 km in 12 Stunden, Mahlzeiten und Staus (2 kleine) während der Fahrt inbegriffen.
Immer wieder beachtlich, wie man auf dieser Strecke über die Alpen Maut spart und gleichzeitig das herrliche Panorama bzw. den Flair genießen kann, den die Abfahrt vom Reschenpass gen Meran mit sich bringt! Im Mai ist es die Blüte, im Sept. die üppige Pracht der vollen Frucht vor der Ernte.
Am Zeltplatz treffe ich Petra und Sigi aus Kempten, den ich zuhause im Forum bzw. über Detlev Simon tel. kennengelernt hatte, die mir sogleich einen Stell-Platz für meinen Bus freiräumen und mich zu Tische laden.
Sigi hatte mir wertvolle Reisetipps zum Thema Adriafähren (Venedig/Ancona – Igoumenitsa) gegeben und mich auf den Zeltplatz in Alexandropolis hingewiesen.
Wir reden den ganzen Abend übers Motorradfahren in der Türkei und überhaupt …
15.09.
heute erste Tour mit den Motorrädern (2x Suzuki V-Strom 650, 1x HP2) durch die Gardasee nahe Gegend der Valpolicella-Berge:
bis auf 1800 m Höhe schrauben sich die kleinen Passtrassen durch mediterrane Hänge und Wäldchen bei einem angenehmen Klima zwischen 30 grad unten und kühlen 18 grad oben!
16.09.
ein weiterer Ruhetag hier am See bevor es morgen weitergheht auf die Fähre von Ancona nach Igoumenitsa!
Ralf Löwner aus Berlin, einer der beiden potenziellen Mitfahrer aus dem Forum, hat sich gestern abend per SMS gemeldet und seine Ankunft am Treffpunkt in Alexandropolis für den 20.09. angekündigt. Er fährt über Ungarn, Rumänien und Bulgarien an, während der 2. poitenzielle Mitfahrer, Bernd aus Braunschweig, wohl erst gestern abend in Austria angekommen ist und ab heute über den westlichen Balkan(Kroatien, Albanien) anreisen und sich dafür min. 5-7 Tage Zeit nehmen will.
Es bleibt also spannend, ob und wann eine gemeinsame Fahrt ab Alexandropolis tatsächlich stattfinden wird …
Aber schließlich habe ich ja Zeit – und das ist gut so!
17.09. vom Gardasee über Ancona mit der Fähre nach Igoumenitsa
Nach einem gemeinsamen Abschieds-Abendessen mit Petra und Sigi am Campingplatz-Restaurant mit Seeblick bei Sonnenuntergang war ich relativ früh im „Bett“.
Um 06:00 rolle ich mich aus dem „Oberdeck“ im Bus, wo ich diesmal geschlafen habe, nachdem ich da ich die HP2 am Abend bereits eingeladen und alles gepackt hatte und daher im Unterdeck alles besetzt war. Meine „Gastgeber“ am Campingplatz, Petra und Sigi, schlafen bei meiner Abfahrt noch.
Nach dem Frühstück im Bus unter leicht beengten Bedingungen – Kaffee kochen und Frühstück am Tisch sind dennoch gut möglich – geht es um 07:30 los Richtung Ancona. 370 km langweilige Autobahnfahrt bei 30 grad bereits ab 10:30 Uhr. Abholen der Tickets mit „Camping-on-board“ problemlos bei offener Buchung für den Rückfahrt-Termin.
Innerhalb der Warteschlangen der anderen Wohnmobile vor der Fähre komme ich mir recht winzig vor mit meinem Bus. Und genau so macht er sich dann auch im Blick von oben aus am „Camping-Deck“
Die Fähre ist die moderne „Superfast-Ferry VI“ der Reederei superfast.com , die es in 15 Stunden von Ancona nach Igoumenitsa schafft, über 40 km/h schnell.
An Bord ist für alles gesorgt, inkl. Swimmingpool und Disco.
Die starke Leistung aber besteht im „Camping-on-board“: für 267 Euro fährt die Fähre meinen Bus und mich nach Igoumenitsa (oder Patras) hin und zurück, und dabei schlafe ich im Bus-Oberdeck und kann mich meiner Küche, Konserven und Getränke jederzeit bedienen. Strom inklö. und für 3 Euros gibts WLAN für 2 Stunden.
Also: jetzt erst mal eine kalte Dose Bier aufmachen! Anschließend Stromhilfe leisten und zwei anderen Campern mit Ersatzstromkabeln aushelfen, damit auch deren Bier kalt bleibt.
Vor meinem Bus stehen Ingo und Andreas aus Wuppertal bzw. Schwäbisch-Hall mit einem (32 Jahre) alten Benz-Camper 240 D, 65 PS Saugdiesel und H-Kennzeichen. Sie sind auf dem
Weg über Patras nach Kreta, genauer, nach Sougia, ein Ort im Südwesten von Kreta, dessen Strandidylle heute noch so erhalten sein soll wie vor ca. 35 Jahren – wie mir beide ausführlich berichten – als ich mit 23 Jahren mal dort war und mich heute noch an den dicken Schädel nach zu viel Retzina erinnern kann. Schnell werden weitere Erinnerungen an Kreta wach und ich denke, ich sollte spätestens im nächsten Herbst mal mit Doris dort hin; denn sie will ja auch schon lange mal wieder nach Kreta! Es gibt also ganz sicher ausreichend neue Reisepläne …
18.09. von Igoumenitsa nach Alexandrouupolis
Nach einer 9-Stunden-West-Ost-Durchquerung Griechenlands an seiner längsten (nördlichen) Flanke bin ich bei satten 31 Grad im Schatten (jetzt noch um 19:00 Uhr) auf dem kommunalen Campingplatz in Alexandroupolis angekommen. Der Bus ist ausgepackt, die HP2 startbereit und ich hatte mein erstes Bad im warmen Meer. Das war bitter nötig, bei all dem Schweiß während der Fahrt, die ich wegen zeitweise auftretenden Sekundenschlafes zu Beginn am Morgen bei der Anfahrt über die Berge mit den zahlreichen Lichtwechseln durch die unzähloigen Tunnelbauwerke auf der neu ausgebauten A2 von Igoumenitsa nach Thessaloniki doch einmal länger unterbrechen musste. Die Toll-Häuschen auf der A2 sind bis auf 2 Stellen immer noch nicht besetzt, so dass hier evtl. nötige Einnahmen weiterhin ausbleiben. Die Bahn war heute am Sonntag äußerst leer, nur in der Gegend von Saloniki oder Kavala gab es mal ein paar Autos mehr. Und die Bahn zieht sich unendlich lang und heiß daher – sicher kein Vergnügen für die Anreise zur Türkei auf dem Motorrad. Ich war froh, endlich irgendwann den ersten Hinweis auf Alexandroupolis zu sehen.
Hier in Alexandroupolis werde ich ab 20.09. vom Bus aufs Bike endgültig umsteigen und erst dann auf verschiedene Annehmlichkeiten für die kommenden 3 bis 4 Wochen verzichten müssen.
19.09.
Drei ziemlich faule Tage zeichnen sich hier nach einer ersten Nacht mit super Schlaf ab:
Ralf hat sich aus Bukarest per SMS jetzt für Mittwoch, den 21.09. angemeildet: also drei Tage ausspannen – die Voraussetzungen dazu sind voll gegeben:
1. das Wetter ist super: es ist sehr warm aber es weht ein angenehmer Wind
2. der Strand liegt vor der Tür – und ist leer und das Meer ist warm
3. der Stellplatz ist schön, großzügig und schattig
ich lerne Claudia und Alexander aus München kennen, die mit ihrem Pickup-Santana-(Iveco)-Eigenumbau seit 5 Wochen unterwegs waren in Georgien, Armenien und Türkei und jetzt auf der Heimreise sind über Igoumenitsa und Fähre nach Venedig.
Die Stadt Alexandropolis hat nach einer ersten Erkundungstour wenig Besonderes zu bieten. Es ist die östlichste Stadt Griechenlands und sie wurde erst wohl im 19. Jhdt. gegründet.
Immerhin ist der Ort als Versorgungsstation für die nächsten Tage bestens geeignet: der Einkauf von Wasser, Bier und anderen Dingen gelingt wie zuhause: es sind mal eben 300 m bis zum nächsten LIDL.
Zeit satt für erste Testfahrten mit Gepäck vor Ort und parallelem Foto-Shooting im nahe gelegenen Steinbruch:
bei dieser Gelegenheit konnte ich außerdem das Wiederaufrichten der bepackten „Diva“ aus der erzwungenen Horizontale üben: sie stellte sich ganz schön bockig an dabei und beinahe hätte ich einen 2. Mann benötigt: sie wollte partout liegen bleiben … aber in der Vertikalen gafällt sie mir ausnahmsweise doch besser, zumal sie erst dann bestiegen werden kann.
Zum Gepäck (für Insider):
die linke ORTLIEB-Seitentasche (beide je 24 liter Inhalt) beinhaltet: Schlafsack, Isomatte (Downmat die große) 2. BW-Schlafsack, Kopfkissen, großes Handtuch,
die rechte ORTLIEB beinhaltet: sämtliche Kleidung, Waschutensilien, Netbook und mehrere Elektroadapter
das auf der Sitzbank hinten aufgeschnallte ORTLIEB Rack-Pack Größe M (mit leer aufgeschnalltem Rucksack) beinhaltet: 5 l Benzinkanister, Zelt (2,3 kg), Unterlage, Ausziehdreibeinhocker, Gaskocher und Minitopf, Regenklamotten….
die Seitentaschen wiegen je 6-7 kg, das Rack-Pack ca. 8 kg (Benzin-Kanister leer!), der Tankrucksack ca. 7 kg, macht zusammen etwa 30 kg Gepäck.
Die DIVA wiegt „nackt“ und voll getankt mit Sturz- und Seitenbügeln etwa 200 kg. Mit Gepäck kommt die Fuhre also auf etwa 230 kg, meine alte 1150 GS kam mit Gepäck (Alukoffer) und voll getankt auf knapp 300 kg – allerdings bei 23 liter Tannkinhalt.
Zurück am Platz lerne ich 2 Guides kennen, die einen der African Trails Safari Trucks von AFRICAN TRAILS fahren, gerade auf der Rücktour sind, und sich hier eine kurze Auszeit gönnen, außerdem den Truck säubern und vorbereiten für die nächste Tour ab Spanien Ende September Richtung Kapstadt. Mehr unter; http://www.africantrails.co.uk
20.09.
ein ereignisleerer Tag in Alexandroupolis neigt sich dem Abend. Aber gerade das ist das Erholsame und passend vor einer solchen Motorradtour: die Ruhe wirkt erst intensiv, wenn Langeweile aufkommt – und das lasse ich ausnahmsweise gerne zu! Immerhin habe ich während der vergangenen 2 Nächte das Schlafen für mich neu erfunden; denn lange habe ich nicht mehr so viel geträumt und bin so entspannt und ausgeschlafen aufgewacht!
Leider kündigt sich für die nächsten 2 Tage ein Wetterwechsel an: eine kleine Front zieht von West nach Ost und bringt etwas Regen und einen milden Temperatursturz von 28 auf 23 grad mit sich. Das müsste zu verkraften sein! Da es wahrscheinlich erst am Freitag weiter geht (der 2. Mitfahrer hat sich aus Durres – Albanien – gemeldet, wo es ordentlich geschüttet haben muss), wird sich das Wetter bis dahin erholt haben. Außerdem bleibt weiterhin genügend Zeit für Muße und Erholung und … für Essen und Trinken.
Nach über 30 Jahren habe ich mich – während eines griechischen Kaffees in einem kleinem Cafe an der Hafenstrasse (eines mit den zahlreichen alten Männern an den kleinen Tischchen) – des kalten Retzinas an heißen griechischen Sommertagen erinnert – mit allen Nachwehen – und nun steht sie vor mir, die typische Flasche mit dem gelben Etikett und dem goldenen Inhalt. Bin gespannt auf das Wiedererleben und muss jetzt nur noch warten, bis der Bus-„Kühler“ dem Geharzten die passende Temp. versetzt hat … natürlich darf der fettreiche 10%-sahnige griech. Joghurt zum Frühstück nicht fehlen und die Trauben und der Schafskäse und … nur die Oliven habe ich vergessen -.
aber ich habe ja viel Zeit und morgen ist auch noch ein Tag …
22.09.
gestern nachmittag entschloss ich mich spontan zu einem „Umzug“ auf einen überdachten (schattigen) Platz mit direktem Meeresblick – in Erwartung des kommenden Regentages, an dem sich eine Weiterfahrt noch nicht empfehlen sollte. Den Schatten sollte ich allerdings nicht mehr nötig haben.
Am Abend kam pünktlich gegen 18:00 – wie angekündigt – Mitfahrer Ralf aus Berlin hier an. Mit seiner voll bepackten F 650 GS Dakar war er bereits 2500 km unterwegs gewesen über Polen, Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien. Außerdem fand sich später noch ein zweiter 650-GS Fahrer ein, Charlie aus der Normandie ist auf der Rückfahrt von Istanbul.
Erst jetzt beim Anblick seiner BMW wurde mir der Begriff „Voll bepackt“ in seinem ganzen Ausmaß bewusst, dabei ist auf dem Foto unten links noch nicht einmal das gesamte Gepäck aufgeladen:
Inzwischen ist Charlie abgereist und ich sitze mit Ralf bei einem 3. Kaffee im Bus; draußen hat es sich – ganz dem gewohnten Rheinland-Wetter entsprechend – eingeregnet und dicke Tropfen prasseln aufs ausgestellte Busdach. Der Himmel ist einheitlich grau und wir warten auf Sonnenschein, der für morgen wieder angekündigt ist. Daher steht auch die Entscheidung, erst morgen gen Marmara-Meer aufzubrechen.
weiter zu Teil II des Berichts